Mit der „Normalisierung der Lüge“ versuchen aktuell sogenannte "besorgte Bürger" oder auch selbsternannte "Wertkonservative" auf breiter Ebene unser Gemeinwesen mit Hetze und Fake-News zu überschwemmen. Hand in Hand im Gleichdenkschritt mit dem beschämend bekannten, gnadenlosen Herrenmenschen-Ungeist des weißen Nationalismus. Wie kann sich dieser Ungeist heute, trotz Aufklärung und Moderne, wieder so in den Gehirnen vieler Menschen verfangen?
Einen tiefen Einblick gibt Wulf D. Hund mit seiner kleinen (Heimat)Gechichte des Rassismus "Wie die Deutschen weiß wurden".
In diesem Buch wird zum ersten Male überhaupt,
die Entwicklung des Rassismus gezielt aus deutscher Perspektive beleuchtet.
Der Herausbildung des an Hautfarben orientierten Rassismus wird dabei ebenso nachgegangen, wie dem Antisemitismus, Antiislamismus,
Antislawismus, Antiziganismus und eugenischem Denken.
Bacharach findet zweimal eine Erwähnung und wird zum Beispiel dieser Entwicklung. Zum einen mit dem vorgetäuschten Ritualmord des Knaben Werner und mit Heinrich Heines Buch „Rabbi von Bacherach“.
Neu für mich war die indirekte Erwähnung in dem Beitrag die "Schwarzen Bestien am Rhein" oder die "Schwarze Schmach". Auch in Bacharach wurden hierzu flammende Reden gehalten.
Mit diesem selbstgeschaffenen Gespenst haben sich nicht nur die Deutschen vom Rhein mit offenen Armen in den Nationalsozialismus selbst getriggert.
Hund zeigt auf, dass mit der ideologischen Kategorie "Rasse" und der Unterscheidung in "weiß" und "schwarz" und weitere Hautfarben bereits während der europäischen Expansion koloniale Gewalt gerechtfertigt wurde. Das Buch zeichnet Entstehung, Begründung und Weiterentwicklung rassistischer Vorstellungen in Deutschland seit der Zeit der Kreuzzüge nach. Er zeigt, wie die rassistische Diskriminierung trotz ihrer langen Tradition hierzulande nicht auf der zugeschriebenen Hautfarbe, sondern aus der Vorstellung einer christlichen Suprematie heraus auf religiös motiviertem Antisemitismus und Antiislamismus gründete, denn auch die Juden waren "weiß"!
Und jetzt sind wir wieder mitten drin. Diese Wiederholung des Gleichen, diese Sündenbocksuche, dieses Blutlecken, diese konsequente Pflege von Ausgrenzung und Unmenschlichkeit. Rassismus grassiert offensichtlich wie ein Virus immer wieder und zieht einen Großteil seiner Legitimation nicht zuletzt aus der „Mitte der Gesellschaft“.
Bücher sind für mich Wortcontainer. Der Wortcontainer von Herr Hund öffnet die Büchse des deutschen Rassismus und zeigt die rassistischen Stereotype in seiner Tradition und in seiner ganzen erbärmlichen und schludrigen Alltäglichkeit. Eine Selbstaufklärung, ein Impfstoff, den ich hiermit jedem ans Herz legen möchte.